Hast du den Blogartikel "Das Café" gelesen? Vielleicht hast du darin schon gemerkt: Wir lieben Begegnungen. Begegnung, die erfrischt. Begegnung, die verändert. Begegnung, die inspiriert. Begegnung, die in Kontakt führt mit Jesus selbst.
Und wir lieben es, einen Raum, einen Ort für Menschen, für Begegnung zu kreieren. Unsere Freude an Kaffee, an Kunst, Musik und Kreativität, darf dazu dienen. Noch ist es ein Traum. Aber man kann ja klein beginnen: Also fingen wir an auf den lokalen Markt in La Paloma zu gehen, auf dem die Locals ihr Gemüse und Obst, ihre Kerzen, ihr Selbstgemachtes, verkaufen. Schräg gegenüber verkauft Lili* frisch gemolkene Milch und selbstgemachten Joghurt. Neben uns sitzt eine aus der Türkei eingewanderte Familie mit leckerem
Lahmacun und anderen Köstlichkeiten. Wir dürfen probieren - und genießen Gewürznuancen, die sonst in dieser Art selten in Uruguay zu finden sind. Eine junge Frau aus Argentinien steht mit natürlichen Kosmetikprodukten nur einige Meter weiter. Unser chilenischer Freund ist auch wieder da - mit Kleidung, oder auch eingelegten Pilzen. Kev* verkauft südafrikanisches Brot, daneben gibt es selbstgebrautes Bier. All dies und noch viel mehr findet sich in dem kleinen Fischerdorf La Paloma wieder. Eine Bekannte sagte einmal: La Paloma ist eine kleine "Cosmopolita", was auf Deutsch so viel wie ein weltoffenes Dorf,
bedeutet. Sie hat recht. Einen solch "bunten" Ort in Uruguay zu finden, ist schon besonders. Bunt, auf Grund der Menschen aus aller Welt. Bunt, weil einfach verkauft wird, was die Leute so haben. Sei es zum Überleben, oder aus Überfluss, sei es aus eigenem Anbau, oder aus künstlerischer Kreativität. Hier trifft sich La Paloma jeden Samstagvormittag. Es ist ein wahrer Ort der Begegnung. Etwas ungewohnt war es am Anfang, mit unserer Campingkonstruktion und frisch gebrühtem Kaffee am Start zu sein. Fragen, wie "Kommt es gut an?" , "Trinken die Uruguayos eigentlich Kaffee, wenn sie doch eine starke Mate-Kultur haben?",
"Verkaufen, verschenken, oder gegen Spende?".
Never try, never know - auf geht's, "wir probieren es einfach aus", lautete die Devise.
Oh, wir erlebten Wunderbares. Wir erlebten nicht nur das Geben von wärmendem Kaffee, sondern auch von wärmenden Gesprächen. Menschen, die sich öffneten. Wir erlebten, wie gerade einige Marktverkäufer immer mal wieder "vorbeischlenderten". So auch unser chilenischer Freund. Ich fragte ihn, ob er nicht einen Kaffee möchte. Doch er hatte anscheinend kein Geld. Ich machte ihm trotzdem einen Kaffee - und fragte mich hinterher, ob es wirklich einfach nur der Kaffee war, der ihn zu uns kommen ließ? War es vielleicht nicht noch mehr? Warum gab ich ihm nicht dieses "mehr"? Was hielt mich ab? Warum fiel es mir so schwer?
So ziehen die Samstage daher. Mal ist es nur der ein oder andere Plausch. Mal aber auch ein tieferes Gespräch. Meine selbstgemachten Karten dienen dazu, mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Wir entdecken noch mehr die kulturelle Vielfalt La Palomas - auch die geistliche Dunkelheit und das geistliche Durcheinander.
Begeistert kommt mein Verkaufsstandnachbar auf mich zu und erzählt mir: Ich bin zum Pendeln gegangen und mir wurden mehrere Seiten Papier über mein Leben gegeben! Ich war etwas verwundert, dass er gerade mir diese anscheinend so wunderbaren Neuigkeiten brachte. Er war begeistert, von diesem neuen Erkenntnisgewinn, doch seine Augen schienen mir getrübt. Er wollte mir die gute Dame vorstellen, die ihm anscheinend so viel über ihn aussagen konnte. Ich wollte es gar nicht, doch da kam sie schon dahergeschlendert. Auch sie hatte an diesem Tag ihren Stand auf dem Markt. Steine, Ketten und andere Dinge fand man bei ihr. Ich konnte also gar nicht anders, als mich mit ihr bekannt zu machen. Ein Schwall aus Erzählungen ihrer "Energien", mit denen sie arbeitet, überkam mich. Ehrlich gesagt verstand ich nicht alles, von dem sie erzählte. Ich beobachtete sie. Ihre Gestikulation, ihr Wirken. Hier und da fragte ich mal nach. Doch am Ende stand ich da - und erkannte die Realität, in der so viele Menschen gefangen sind. Gefangen, weil sie doch eigentlich auf der Suche sind. Auf der Suche nach Antworten über ihr Leben. Nach Wegweisung? Vielleicht nach Sinnhaftigkeit? Doch nicht eigentlich nach Wahrheit?
Viel sagen konnte ich an der Stelle dazu gar nicht. Wollte ich gar nicht. Wusste ich gar nicht.
Doch ich erkannte: An diesem Ort, so bunt er auch zu scheinen mag, ist es eigentlich ganz dunkel. Und verworren. Die Menschen brauchen Licht. Sie brauchen Wahrheit.
Gerade stehen die zwei Deutschen hier - mit Kunst, Kaffee, ein paar lieben Worten und einem Lächeln. Noch beobachtend, zurückhaltend, doch zugleich mutig und offen. Doch wir wünschen uns mehr. Wir wünschen uns Tiefe. Wir wünschen uns Veränderung erleben und bringen zu dürfen. Veränderung, die diesen Ort zu einem Ort des Lichts macht!
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